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„5. Stunde im Computerraum wird nachgeholt“

TechLabs Hamburg e. V. ist ein gemeinnütziger Verein in Hamburg mit der Mission, die Förderung digitaler Kompetenzen in der Gesellschaft voranzutreiben. Seine Vision ist es, eine Welt voller „Digital Shaper“ zu kreieren – Menschen, die die digitale Transformation nicht nur miterleben, sondern aktiv mitgestalten und technologische, innovative Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen entwickeln. Dafür bieten sie kostenlose Kurse an, die neben Studium, Ausbildung oder Job besucht werden können.


Immer öfter hört und liest man, dass wir in einer schnelllebigen Welt leben, in der bestimmte Kompetenzen zunehmend an Relevanz gewinnen. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat dazu ein Conceptual Learning Framework für die Zukunft von Bildung und Kompetenzen entwickelt, in dem sie die Bedeutung transformativer neuer Fähigkeiten benennen und konkrete Ideen in die Bildungslandschaft tragen, um einem grünen und digitalen Wandel den Weg bereiten zu können. Dort heißt es: „Schüler:innen müssen befähigt werden und das Gefühl haben, dass sie eine Welt mitgestalten können, in der Wohlbefinden und Nachhaltigkeit – für sie selbst, für andere und für den Planeten – erreichbar sind.“ Dafür sind Fähigkeiten wie kritisches Denken und Problemlösung, Kommunikation und Teamarbeit und natürlich auch digitale Kompetenzen wichtiger denn je. Zwar unterscheiden sich je nach Branche einzelne gefragte Kompetenzen, insgesamt spiegeln sie aber die Anforderungen an Mitarbeitende durch den technologischen und sozialen Fortschritt wider.

TechLabs Hamburg e. V. springt hier als gemeinnütziger Verein der Zivilgesellschaft ein und möchte besonders junge Menschen ab 18 Jahren für die Transformation fit machen. Wir haben dazu mit Anna (25) von TechLabs gesprochen und wollen verstehen, wie sie das eigentlich anstellen: „Das derzeitige Bildungssystem ist auf schulischer und universitärer Ebene sowie bei Ausbildungen an vielen

Stellen veraltet und stößt zunehmend an seine Grenzen“, erzählt sie uns. So fehle es generell an der professionellen Vermittlung digitaler Fähigkeiten und praxisnahen Angeboten, da es an finanziellen Mitteln mangelt und viele Lehrer:innen und Dozent:innen mit der Umstellung nicht umgehen können bzw. viele noch keine gute Herangehensweise gefunden haben. Sie fährt fort: „Um erfolgreich neue Kompetenzen zu vermitteln, die in der Schule bisher wenig Platz finden, ist es wichtig, eine Kombination aus theoretischem und praktischem Lernen im Austausch mit anderen jungen Menschen zu ermöglichen. Das hat sich für uns als guter Ansatz bewährt. Bildungseinrichtungen müssen den Veränderungen gegenüber offener werden und alle Lernenden gleichermaßen fördern.“ Gleichzeitig ist sie überzeugt, dass digitale Bildung nicht nur in der IT-Branche eine wichtige Voraussetzung ist. Die digitale Transformation sei aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken und ein allgemeines Verständnis für die Zusammenhänge ist in jedem Berufsfeld von Vorteil. TechLabs Hamburg e. V. will jungen Menschen die Möglichkeit bieten, mit der Unterstützung von erfahrenen Mentor:innen praktische Erfahrung zu sammeln, eigene Projekte ins Leben zu rufen und so das theoretisch Gelernte unmittelbar in die Praxis umzusetzen. So haben sie es sich zur Aufgabe gemacht, unter dem Motto „Tech4Good“ eine Vielzahl an Projekten ins Leben zu rufen, mit denen sie in der Gesellschaft positive Veränderung hervorrufen können. Im letzten Semester hat so bspw. eine Gruppe von 120 Teilnehmer:innen aka „Techies“ in einem Projekt des „Deep Learning“-Track eine Offline-Anwendung für gehörlose Menschen erstellt, mit der ihnen gewisse Situationen im Alltag erleichtert werden können. Ein anderes Beispiel aus dem „User Experience“-Track ist eine interaktive Plattform für den Austausch zwischen Menschen, die mit ihrer mentalen Gesundheit zu kämpfen haben und sich über die Plattform gehört und gesehen fühlen.

TechLabs Hamburg e. V. trägt nach eigener Aussage somit nicht nur dazu bei, entscheidende Probleme unserer Zeit zu erkennen und konkrete Kompetenzen zur Lösung dieser zu vermitteln, sondern ermöglicht Teilnehmenden durch den Abschluss des Programms einen Einblick in das Berufsfeld und eine gute Grundlage für einen Quereinstieg in einem der angebotenen Bereiche: Deep Learning, Web Development, User Experienceund Data Science. Aber warum sich die Arbeit überhaupt machen und neue Kompetenzen lernen, wenn ChatGPT und andere Tools doch gefühlt alle Aufgaben für uns erledigen können? Anna von TechLabs blickt auf beide Seiten der Medaille. „ChatGPT und andere KI-Tools stellen für uns eine interessante Entwicklung dar. Sie können dabei helfen, Sachverhalte schneller zu verstehen und das eigene Wissen zu erweitern. Trotzdem ersetzen diese Tools nicht den eigenen Lernprozess, und es wird in unserer Gesellschaft auch in den kommenden Jahren weiterhin viele Bereiche geben, in denen die Interaktion des Menschen unverzichtbar bleibt. ChatGPT kann also als Ergänzung und enorme Wissensbasis für die Vereinfachung von gewissen Prozessen genutzt werden, aber sollte die Entwicklung sozialer Fähigkeiten und die kritische Denkweise des Menschen nicht verhindern. Deshalb bedeuten die neuesten Entwicklungen auch für uns, dass wir unsere Kursinhalte stets hinterfragen und anpassen müssen.“


Mit Blick auf das Kursprogramm stellt man schnell fest, wie agil es gedacht wird. Die kostenlosen Kurse können parallel zu Schule, Studium, Ausbildung oder sogar Vollzeitjob besucht werden. Da man eigene Ideen für Projekte mitbringen kann, weht stets frischer Wind durch die Büros. Vorkenntnisse sind nur für den „Deep Learning“-Tracknotwendig, sonst sind Neulinge im Bereich Coding und Design immer willkommen, die hier lernen können, was an anderer Stelle zu kurz kommt. Ab Oktober geht die nächste Bewerbungsphase los, dann heißt es wieder „We Build. Digital. Shapers.“


Quellen: (1) OECD, 2019: Future of Education and Skills 2030, online oecd.org [14.06.2023].

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