Wir arbeiten zu unterschiedlichen Zeiten und zu unterschiedlichen Konditionen, aber eine definitive Gemeinsamkeit gibt es: Wir alle haben jedes Jahr am 1. Mai frei, weil „Tag der Arbeit“ ist. Aber woher kommt dieser Feiertag eigentlich und wofür steht er genau?
Seit über 130 Jahren wird der „Tag der Arbeit“ weltweit gefeiert. Der Ursprung des „Tag der Arbeit“, der am 1. Mai in der gesamten Bundesrepublik ein Feiertag ist, geht auf die Arbeiter*innenbewegung im 19. Jahrhundert zurück. Damals demons- trierten US-amerikanische Arbeiter*innen gegen schlechte Arbeitsbedingungen, zu lange Arbeitstage und zu geringe Löhne.
Im Jahr 1886 haben fast eine halbe Million Menschen in den USA am 1. Mai für die Einführung des 8-Stunden-Tages demonstriert. Auch in Europa gab es eine Arbeiter*innenbewegung. Vertreter*innen sozialistischer Parteien und Gewerkschaften organisierten für den 1. Mai 1890 europaweite Kundgebungen. Im Deutschen Reich war es zu dieser Zeit gar nicht so einfach, zu streiken. Es galt noch das sogenannte Sozialistengesetz, das von Otto von Bismarck eingeführt worden war. Das bedeutete, dass sozialistische Parteien und Gewerkschaften verboten waren.(1) Außerdem haben viele Unternehmer*innen die Arbeiter*innenbewegung sehr kritisch beobachtet. Sie hatten Sorge, ihren Angestellten bald mehr Lohn zahlen zu müssen. Trotz Androhung und Durchführung von massenhaften Entlassungen nahmen damals über hunderttausend Menschen an den Demonstrationen teil. Besonders viele waren es in Hamburg, Berlin und Dresden.(2)
Seit dieser Demonstration ist der 1. Mai der Kampftag der Arbeiter*innenbewegung. 1933 führte Adolf Hitler den 1. Mai dann auch als gesetzlichen Feiertag ein – benutzte ihn jedoch als Kulisse für Propaganda-Aufmärsche. In der Nachkriegszeit fand der 1. Mai dann wieder zu seiner ursprünglichen Bedeutung als „Tag der Arbeit“ zurück.(3)
Auch heute gibt es noch jedes Jahr an diesem Tag viele Proteste und Demons-
trationen. Mittlerweile hat dieser Feiertag für viele jedoch immer mehr von seiner kämpferischen Bedeutung verloren. Der „Tag der Arbeit“ wird von den meisten als freier Tag zum Ausschlafen gesehen. Trotzdem organisieren der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) sowie andere Organisationen und Parteien jährliche Mai-Kundgebungen. In Hamburg ziehen jedes Jahr an diesem Feiertag große Demonstrationszüge durch die ganze Stadt. Dabei soll besonders auf Themen wie Kapitalismus, Ausbeutung durch Arbeit und Rassismus aufmerksam gemacht werden. Die Demonstrierenden haben über die Jahre viel für uns alle erreicht: beispielsweise bezahlten Urlaub, Lohnfortzahlung bei Krankheit und Arbeitslosengeld.(4)
Diese Errungenschaften sind jedoch immer noch nicht überall selbstverständlich. Viele Menschen arbeiten unter prekären Bedingungen, teilweise ohne einen Betriebsrat, der sich für ihre Rechte bei der/dem Arbeitgeber*in einsetzt. Arbeitnehmer*innen müssen mitbestimmen dürfen, wie sie arbeiten möchten. Deshalb ist es wichtig, sich Demons-
trationen für bessere Arbeitsbedingungen anzuschließen, sich bei Streiks, die mangelhafte Arbeitsbedingungen kritisieren, über die Hintergründe zu informieren und Solidarität zu zeigen mit Menschen, die kundtun, dass sich etwas ändern muss, weil sie sonst nicht mehr gesund weiterarbeiten können.
Die Geschichte des 1. Mai zeigt uns sehr deutlich, dass wir Missstände aufdecken und kontinuierlich verändern können, wenn wir uns zusammenschließen. Um auch weiterhin noch mehr soziale Gerechtigkeit zu erreichen, sollten wir uns daher den Forderungen und Zielen des „Tag der Arbeit“ an 365 Tagen im Jahr bewusst sein.
Illustration: Mai Hoang
Quellen
(1) Altenmüller, I.,: Wie der erste Mai zum „Tag der Arbeit“ wurde, online ndr.de [05.11.2022].
(2) Bundeszentrale für Politische Bildung, 2022: Hintergrund Aktuell: 1. Mai: Tag der Arbeit, online bpb.de [03.11.2022].
(3) Blume, D., 2010: Deutsches Historisches Museum Berlin, online dhm.de [05.11.2022].
(4) Deutscher Gewerkschaftsbund, 2022: Tag der Arbeit, online dgb.de [12.11.2022].
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