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Was bedeutet eigentlich Arbeit?

Wir haben jetzt mal ganz genau die Definition von Arbeit nachgeschlagen und verraten dir, was der Begriff eigentlich bedeutet. Am Ende des Artikels wirst du merken, dass du eigentlich viel mehr arbeitest als nur in deinem Job.


Fangen wir mal ganz am Anfang an: Die meisten von uns denken bei dem Stichwort Arbeit wohl erstmal an Nine-to-Five-Jobs, Werkstudenten*innenstellen, ein (hoffentlich) Plus am Ende des Monats auf dem Konto, wenn das Gehalt da ist. Als Wort nicht kürzer, aber wir nennen es Erwerbsarbeit. Erwerbsarbeit ist aber nur eine Form von Arbeit, nämlich die, mit der Geld verdient wird.


Philosophisch betrachtet beschreibt der Begriff „Arbeit“ jedoch viel mehr. Bereits Karl Marx (1818–1883) schrieb dem Begriff eine tiefere Bedeutung zu.

Marx war ein berühmter Philosoph, Ökonom, Historiker, Protagonist der Arbeiterbewegung und Kritiker des Kapitalismus und der Religion. Die Theorien von Marx begegnen den meisten von uns in der Schule, Ausbildung oder Studium mindestens einmal. Zur Arbeit schreibt er: „Die Arbeit ist zunächst ein Prozess zwischen Menschen und Natur, ein Prozess, in dem der Mensch seinen Stoffwechsel mit der Natur durch seine eigene Tat vermittelt, regelt und kontrolliert. […] Die seiner Leiblichkeit angehörigen Naturkräfte, Arme und Beine, Kopf und Hand, setzt er in Bewegung, um sich den Naturstoff in einer für sein eignes Leben brauchbaren Form anzueignen. […]. Der Arbeitsprozess, wie wir ihn in seinen einfachen und ab-

strakten Momenten dargestellt haben, ist […] ewige Naturbedingung des menschlichen Lebens und daher unabhängig von jeder Form dieses Lebens, vielmehr allen seinen Gesellschaftsformen gleich gemeinsam.“(1)


Arbeit ist nach Marx demnach ein Prozess, der durch die Handlung des Menschen mit der Natur entsteht. Durch Arbeit schafft der Mensch sich also eine Lebensgrundlage und das unabhängig von der Gesellschaft, in der er lebt. Nun erschien der erste Band von „Das Kapital“ im Jahr 1867 und die Bedingungen und die Gesellschaft, die Marx kritisiert hat, sind wohl nicht mehr mit den heutigen vergleichbar. Blickt man in eine aktuelle Definition von Arbeit, z. B. der Bundeszentrale für politische Bildung, lassen sich erstaunlicherweise dennoch ähnliche Aspekte wiederfinden wie in der vor 150 Jahren veröffentlichten von Marx. Auch hier finden wir eine deutlich tiefere Bedeutung von Arbeit:


„Arbeit ist eine spezifisch menschliche – sowohl körperliche als auch geistige – Tätigkeit, die v. a. dazu dient, die zur Existenzsicherung notwendigen Mittel zu beschaffen. Sie stellt aber auch immer eine technisch-kulturell geprägte Form der Auseinandersetzung mit der jeweiligen Umwelt dar. Arbeit ist insofern ein gestaltender, schöpferisch produzierender und sozialer, zwischen Individuen vermittelnder Akt.“(2)

Okay, Arbeit dient mitunter der Existenzsicherung – hier sind sich beide Seiten einig. Auch heben beide Definitionen von Arbeit die Auseinandersetzung mit Kultur, Umwelt, sich selbst und der Gesellschaft hervor. Aufgrund dieser Auseinandersetzung mit Kultur, Umwelt und Gesellschaft hat Arbeit einen gestaltenden, schöpferischen, produzierenden und sozialen Charakter.(3)

Arbeit ist also viel mehr als unser Werkstudent*innenjob. Unter gesellschaftlichen Gesichtspunkten hat sie einen höheren Wert als das reine Geldverdienen. Die gesamte Gesellschaft profitiert von der Arbeit. Marx und die Bundeszentrale für politische Bildung sind sich einig: Arbeit „ist von zentraler Bedeutung für die Verteilung individueller Lebenschancen, das Selbstwertgefühl und die Stellung des Einzelnen in der Gesellschaft“.(4)


So weit, so gut.


Zugegeben: Ein genauer Blick auf Definitionen kann manchmal ein wenig trocken sein, aber es zeigt uns umso deutlicher, dass Arbeit nicht nur dazu dient, sich eine Lebensgrundlage zu schaffen, sondern es auch wichtig für eine funktionierende soziale Gesellschaft und die persönliche Entwicklung ist. Für mich klingt das alles ganz schön nach Arbeiten in der Freizeit, oder besser gesagt: Engagement!


Engagement bedeutet, dass Menschen sich für etwas einsetzen, das sie betrifft und das ihnen wichtig ist. Das Besondere an Engagement als Arbeit ist, dass es nicht an erster Stelle auf finanziellen Gewinn gerichtet ist. Engagement ist oftmals sogar ehrenamtlich oder freiwillig. Das bedeutet jedoch nicht, dass es keine Arbeit ist. Schließlich werden hier Ressourcen in ein Projekt investiert, das einen guten Zweck verfolgt, der das Gemeinwohl betrifft. Das kann erstmal alles sein: vom Aushelfen im Tierheim, auf das Nachbarskind aufpassen, organisieren von Konzerten oder Veranstaltungen bis hin zum Demonstrieren auf der Straße oder politische Arbeit. Um hier klare Grenzen zu ziehen, wird zwischen den Arten von Engagement unterschieden. Beispielsweise dem politischen oder dem bürgerschaftlichen Engagement. Dieses zielt auf eine nachhaltige Veränderung durch politische Entscheidungen ab und findet auf politischen Ebenen, also auf Kommunalebene, in Landesparlamenten oder auf Bundes- oder EU-Ebene statt. Wenn das Engagement darauf gerichtet ist, direkt gesellschaftliche Veränderungen zu schaffen, dann sprechen wir von sozialem Engagement. Dies findet meistens in sozialen Einrichtungen sowie Vereinen und Verbänden statt.


Den Definitionen von Arbeit ist zu entnehmen, dass nicht nur die Gesellschaft, sondern auch jeder ganz individuell profitiert. Insbesondere Engagement ermöglicht uns durch das Prinzip des Ehrenamtes und der Freiwilligkeit, dass wir uns intensiver und freier mit den Themen auseinandersetzen, die uns beschäftigen. In der Begegnung mit anderen Menschen lernen wir zum einen, für unsere Werte einzustehen und sich Problemen und Konflikten zu stellen. Dies fördert nicht nur unsere individuelle Persönlichkeitsentwicklung, sondern auch das demokratische Potenzial unserer Gesellschaft.(5) Hinzu kommt unsere Selbstwahrnehmung, denn wer etwas bewegt, der kommt sich selbst wirksamer vor. Mit Marx’ Worten: „Der wirkliche Reichtum ist die entwickelte Produktivkraft aller Individuen.“(6)


Quellen

(1) Marx, K., 2014: Das Kapital: Kritik der politischen Ökonomie, S. 179 ff., Nikol Verlag Hamburg.


(2, 3, 4) Bundeszentrale für politische Bildung, 2021: Arbeit, online bpb.de [03.11.2022].


(5) Gensicke, T. u. a., 2008: Freiwilliges Engagement in Deutschland 1999–2004, S. 34ff., VS Verlag Hamburg.


(6) Walther, R., 2020: Marx über Arbeit, Frei­heit und Glück, OXI Blog, online oxiblog.de [04.11.2022].



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