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Katharina Wilhelm

Demokratie braucht politische Bildung.

Aktualisiert: 16. Mai 2022

für dich geschrieben von Katharina Wilhelm | GENZ Ausgabe 1 | 2021

 

Stell dir vor, du liest die Speisekarte eines Restaurants. Vielleicht ist es die des neuen vietnamesischen Imbisses ein paar Straßen weiter oder die des Äthiopiers ums Eck, den du eigentlich schon immer mal ausprobieren wolltest. Die Auswahl ist in beiden Fällen recht groß, aber viele Gerichte tragen für dich fremde Namen und du kannst dir nichts darunter vorstellen. Nun kannst du auf gut Glück etwas bestellen, das sich irgendwie lecker anhört. Dann läufst du aber Gefahr, dass etwas auf deinem Teller landet, was du überhaupt nicht magst.


Um sicherzugehen, dass du etwas bekommst, was dir auch schmeckt und du verträgst - vielleicht bist du ja Vegetarier*in oder hast Unverträglichkeiten - müsstest du dich noch weiter informieren, was die jeweiligen Speisen genau enthalten. Wenn du keinen vietnamesischen oder äthiopischen Bekannten hast, geht das natürlich am besten über das Internet oder über Kochbücher und Magazine. Dann weißt du ganz genau, was auf deinen Teller kommt. Nicht anders verhält es sich mit Wahlen in einer demokratischen Gesellschaft.


Die gründet ja bekanntlich unter anderem darauf, dass das Volk, also wir alle, Vertreter*innen wählt, die dann für eine gewisse Zeit (Legislaturperiode) die Regierung bilden und Herrschaft und Macht ausüben, an der wir durch unsere Wahl einer bestimmten Partei und deren Mitglieder auch einen Anteil haben. Die zur Wahl stehenden Parteien sind gewissermaßen die Gerichte auf deiner Speisekarte. Wenn du einfach irgendwas wählst, bekommst du am Ende etwas, das dir womöglich nicht schmeckt.


Nur wenn du dich informierst, was genau die Parteien sagen, was ihre Programme beinhalten und wer ihre Mitglieder sind, kannst du wissen, was du dir da aussuchst und was du letztlich serviert bekommst. Dies ist ein Beispiel für politische Bildung und eine Demokratie funktioniert nicht ohne sie. Denn stell dir vor, alle würden im Restaurant erst mal irgendwas bestellen und sich dann beschweren, weil sie es nicht mögen oder weil Fleisch drin ist. So ähnlich kommt es, wenn in einer Demokratie gewählt wird, sich das Volk aber nicht wirklich über seine Möglichkeiten informiert hat. Du kannst natürlich auch gar nicht wählen oder eben gar nichts bestellen, wenn dir das alles zu viel ist. Dann bekommst du aber auch nichts zu essen.

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